Was viele in den vergangenen Wochen und Monaten bereits vermutet hatten, ist nun offiziell bestätigt wurden. Einer der erfolgreichsten (österreichischen) Skispringer aller Zeiten beendet seine Karriere.

Nach seiner Teilruptur am vorderen linken Kreuzband, die er sich während eines Trainingssprungs beim Continentalcup in Brotterode im Februar zugezogen hatte, wurde es länger ruhig um den 31-Jährigen. In den vergangenen Monaten bekamen Follower seiner Social Media Kanäle hauptsächlich Urlaubsfotos zu Gesicht. Von Training oder Schanzensprüngen keine Spur.

Am Dienstag bestätigte sowohl der Österreichische Skiverband (ÖSV) als auch Schlierenzauer selbst sein Karriereende. Nach insgesamt 15 Jahren im Weltcup verabschiedet er sich damit aus dem aktiven Skisprunggeschehen. 

„Die letzten Monate waren für mich herausfordernd. In positiver Hinsicht. Durch die Verletzungspause, hatte ich ausreichend Zeit und den nötigen Abstand, um Vergangenes aufzuarbeiten und zu schauen, wo ich jetzt stehe. Meine aktive Karriere zu beenden ist mir nach all dem, was ich als Spitzensportler erleben durfte, nicht leicht gefallen – aber die Entscheidung fühlt sich ebenso wie der Zeitpunkt richtig an“, so Schlierenzauer. „Ich weiß auch die Unterstützung meiner Trainer und Partner, die mir buchstäblich Flügel verliehen haben, sehr zu schätzen. Sie haben mich geformt, gepusht und aufgefangen, aber niemals verbogen. Ein Dankeschön gilt auch dem Österreichischem Skiverband und dem Olympiazentrum Tirol, all den Betreuern, Ärzten, meinen Team-Kollegen und den vielen inspirierenden Menschen, die ich auf und abseits der Schanzen kennenlernen durfte“, schreibt Schlierenzauer auf seinem Blog.

Weltcup-Rekordhalter, Gesamtweltcup-Sieger, Vierschanzentournee-Sieger, …

Wir blicken zurück auf eine erfolgreiche Karriere, mit der Gregor Schlierenzauer bereits im Alter von 16 Jahren im Weltcup begann. Auf sein Konto gehen insgesamt 53 Einzelsiege (aktueller Rekord) sowie 17 Siege mit dem ÖSV-Team im Weltcup. Den Gesamtweltcup gewann der ÖSV-Skispringer erstmals in der Saison 2008/09 (im Alter von 19 Jahren) und ein weiteres Mal 2012/13. In beiden Wintern und zusätzlich in der Saison 2010/11 gewann er zudem auch die Skiflug-Gesamtwertung. 

Den begehrten goldenen Adler der Vierschanzentournee gewann der aus Fulpmes stammende Österreicher zweimal – im Winter 2011/12 sowie in der darauffolgenden Saison. Im Jahr 2008 konnte Schlierenzauer sogar die Gesamtwertung des Sommer-Grand-Prix einmal für sich entscheiden. 

Bei Großereignissen sammelte der Athlet des SV Innsbruck-Bergisel eine Gold- (Team, Vancouver 2010), zwei Bronze- (Normal- und Großschanze, Vancouver 2010) und eine Silbermedaille (Team, Sotschi 2014) bei Olympischen Winterspielen. Im Rahmen von Nordischen Ski Weltmeisterschaften wurde er Weltmeister von der Großschanze (Oslo 2011) und zudem fünfmal Weltmeister mit dem Team. In Oberstdorf 2008 sicherte er sich den Titel als Skiflug-Weltmeister, den er auch mit dem Team noch weitere dreimal gewinnen konnte (2008, 2010, 2012). 

Nach Kreuzbandriss folgen erfolglose Jahre

Im März 2016 zog sich Gregor Schlierenzauer bei einer privaten Reise beim Skifahren in Kanada einen Kreuzbandriss zu und fiel danach mehrere Monate aus. Zwar erzielte er danach immer noch gelegentlich einzelne gute Platzierungen und einen Sieg mit dem Team, aber auch nach immer wieder kleineren Pausen kehrte er nie dauerhaft an die Weltspitze zurück. 

Knapp drei Jahre später, im Mai 2019, wurde bekannt, dass Schlierenzauer künftig wieder mit Ex-DSV-Bundestrainer Werner Schuster zusammenarbeiten wird. Zu einem besonderen Aufschwung verhalf ihm jedoch auch diese Entscheidung nicht. Im vergangenen Winter lief es ebenfalls alles andere als nach Plan: Erst eine Infektion mit dem Coronavirus Ende November 2020, dann eine leichte Steigerung Anfang 2021 und das bittere frühzeitige Aus der Saison in Brotterode. Nach der Saison 2020/21 entschied sich der ÖSV sogar dazu, Gregor Schlierenzauer keinem Kader mehr zuzuordnen. Diese Entscheidung dürfte der Startschuss für ein mögliches Karriereende gewesen sein.

Die besten Worte fand abschließend Mario Stecher, Sportlicher Leiter Ski Nordisch im Österreichischen Skiverband: „Gregor hat fürs Skispringen Großartiges geleistet. Seine außergewöhnliche Karriere ist gespickt mit Superlativen. Er hat im Grunde alles erreicht, was es zu erreichen gibt, fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, und es ist auch ihm zu verdanken, dass der Sport heute da steht, wo er ist. Er hat über viele Jahre tausende Fans begeistert und war ein Vorbild für den Nachwuchs. Seitens des ÖSV wünschen wir Gregor, dass er sein Privatleben genießen kann und dass er auch die nötige Ruhe abseits des Spitzensports findet. Er wird immer ein gern gesehener Gast bei uns bleiben.“

Quelle: ÖSV / gregorschlierenzauer.at

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