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Jürgen Hensel im Gespräch

Jürgen Hensel und Stephan Leyhe, Foto: Tadeusz Mieczyński / SCW

Wir haben mit dem OK-Chef FIS Skisprung Weltcup Willingen über die Pläne nach Corona und die Vorbereitungen für den Weltcup 2021 gesprochen.

Wir hoffen, der Erfolg von Stephan Leyhe wurde nachdem letzten Weltcup ordentlich gefeiert. Wie war die Situation für dich? War es eine Art Befreiungsschlag? Das Wochenende stand unter schwierigen Wetterbedingungen.

Jürgen Hensel (Ski-Club Willingen): Insgesamt war es ein sehr erfolgreiches Skispringen, wenn nicht eines der Besten überhaupt. Abgesehen vom Freitag, wo wir nur 38 Sprünge sehen konnten und den Sonntag, den wir, wegen Sturm Sabine absagen mussten. Aber im Nachhinein war die Absage im Vorfeld richtig. Wir hätten wahrscheinlich einen Durchgang des Springens durchbekommen am Sonntag. Das Problem wäre gewesen, wenn die Leute oben am Weltcup-Bahnhof Stryck gestanden hätte und keine Züge mehr gefahren wären. Von daher war es die richtige Entscheidung! Aber ansonsten war das Skispringen, vor allem der Samstag natürlich genial. Training, wie Qualifikation und die beiden Durchgängen im Wettkampf. Stephan ist einfach megastark gewesen. Besser geht es nicht! Das sind dann natürlich sehr emotionale Momente für uns.

Das Coronavirus hat die (Sport) Welt mit einem Schlag verändert. Wie sehen Eure Pläne für den Weltcup 2021 aus? Startet ihr zunächst ganz normal in die Vorbereitung oder arbeitet ihr parallel an einem Konzept ohne Zuschauer?

Gibt es eventuell auch die Überlegung, nur eine bestimmte Zuschaueranzahl zuzulassen und dementsprechend auch nur eine begrenzte Anzahl an Tickets im Vorfeld zu verkaufen? 

Jürgen Hensel: Im Moment läuft erst einmal alles wie gehabt. Wie z.B. der Ticketentwurf. Wir werden die Entwicklungen abwarten und schauen wie sich die Entscheidungen hinsichtlich der Großveranstaltungen durch die Bundesregierung entwickeln. Geplant ist am 5. Oktober mit dem Kartenvorverkauf zu starten. Sollte da noch keine endgültige Entscheidung gefallen sein wie Großveranstaltungen zu händeln sind, werden wir das auch um vier oder sechs und im Zweifelsfall auch um acht Wochen den Vorverkaufsstart verschieben. Es kann sein, dass ohne Zuschauer gesprungen wird, es kann aber auch sein, dass nur eine begrenzte Anzahl ins Stadion gelassen werden. Vielleicht 3.000, 5.000 oder 10.000 Zuschauer. Dann müssten wir darauf einfach reagieren. Momentan haben wir zusätzlich das Problem, dass die Sitztribüne noch steht und wir diese nicht abgebaut bekommen. Wir finden für den Lieferanten der Sitztribüne aktuell keine Quartiere hier. Deshalb verzögert sich im Moment noch der Abbau. Es kann sein, dass wir die Tribüne auch gleich stehen lassen, wenn das erst im Juli oder August passieren sollte. Ansonsten planen wir ganz normal. Wir müssen einfach abwarten, was die Regierung uns vorgibt. Was bei Großveranstaltungen machbar sein wird und was nicht, liegt nicht in unserer Hand.

Wie steht es um die Normalität im Bereich des sportlichen Betriebes des Ski-Clubs? Kann der Nachwuchs schon bald wieder die Mattenschanzen nutzen, um sich in Form zu bringen?

Gleiches gilt natürlich auch für die Eliteschule des Sportes in Willingen. Wird dort inzwischen langsam wieder das Training aufgenommen?

Jürgen Hensel: Im Moment sind alle Anlagen gesperrt. Offiziell von der Regierung und auch vom Land Hessen aus. Wir haben ein Schreiben vom Land Hessen vorliegen, dass der Sportbetrieb im Moment ruhen muss. Wenn sich die Regierung am 6. Mai erneut zusammensetzt, wollen Sie auch entscheiden, wie es mit dem Sport weitergeht. Wir hoffen, dass dann, wenigstens in kleinen Gruppen, wieder das Training stattfinden kann. Ich glaube, dass man sich beim Skispringen generell gut aus dem Weg gehen kann. Beim Training kann man den Sicherheitsabstand einhalten. Das sehe ich jetzt nicht als Problem. Es ist eher möglich, als bei einer Mannschaftssportart.

Wie sieht die Zukunft für Willingen aus? Gibt es neben dem Skywalk noch weitere Projekte, die in den nächsten Jahren geplant sind?

Jürgen Hensel: Wir sind immer noch dran eine HS 87 zu bauen. Dort werden Sprünge um die 90 Meter möglich sein. Es ist soweit klar wohin und wie herum Sie gebaut werden soll. Rechts von der Mühlenkopfschanze, wenn man von unten hinauf schaut. Der Auslauf soll oberhalb vom Café Aufwind auslaufen. Die Schanze wird dann also schräg zum Aufwind kommen. Das ist natürlich ein Großprojekt und es muss eine zusätzliche Aufstiegshilfe gebaut werden. Es ist aber weiterhin Priorität für den DSV, um den Stützpunkt hier zu stärken. Dass die Schanze gebaut wird, trotz der ganzen Beschränkungen, die durch die Regierung aktuell bestehen ist trotzdem geplant. Wir gehen davon aus, dass es eine Sportstättenförderung dafür geben wird. Das Problem ist, wenn wir nächstes Jahr ohne Zuschauer springen müssten, fallen uns riesige Einnahmen weg. Wir müssen von den Einnahmen trotzdem den Sportbetrieb aufrecht halten, sowie die ganze Infrastruktur. Jetzt im Sommer brechen uns die ganzen Führungen weg, sowie die Einnahmen von der Seilbahn. Von daher haben wir schon ein größeres Loch in der Kasse. Wenn es dann so sein sollte, dass wir den Weltcup ohne Zuschauer springen müssten, dann wird es sicher spannend, was dann passiert. Wir müssen natürlich auch einen Eigenanteil für den Neubau der HS 87 zahlen.

Der Warsteiner Kraxler muss in diesem Jahr leider auch ausfallen. Steht schon ein Datum für das nächste Jahr fest?

Jürgen Hensel: Es gibt einen neuen Termin! Den 30. Mai 2021 Wir haben gleich gesagt, dass wir es nicht nachholen wollen. Im Herbst würde sich alles bündeln und es könnte dann trotzdem sein, dass es nicht durchgeführt werden kann oder darf. Dann hätten wir ein Problem. Deswegen haben wir konsequent gesagt: Nein! Wir verschieben es gleich auf den Sonntag Ende Mai. Das haben wir dann auch so mit Warsteiner Brauerei kommuniziert. Es war uns eigentlich auch schon vor vier bis fünf Wochen klar, dass wir das so machen. Wir haben nur abgewartet, falls noch etwas anderes von der Regierung gekommen wäre.

Gibt es etwas, was die Skisprung Fans in dieser Zeit tun können, um ihre Vereine und Athleten zu unterstützten?

Jürgen Hensel: Uns trifft es im Moment nicht ganz so hart. Dadurch, dass der Weltcup gut gelaufen ist, stehen wir gut da. Wenn die Corona Krise sechs Wochen früher gekommen wäre, dann wäre es ganz sicher mehr als schwierig gewesen. Der normale Fan kann eigentlich nur helfen, indem er uns besucht, wenn wir wieder aufmachen. Er sollte eine unserer Führungen besuchen und die Seilbahn an der Mühlenkopfschanze in Anspruch nehmen. Wenn wir im Spätherbst Mattenspringen auf der Orenberg Schanze haben, wäre es auch hilfreich, wenn wir nicht nur 100 Zuschauer haben, sondern vielleicht auch mal 250 Zuschauer. Das wären die Sachen, die uns weiterhelfen würde. 

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten.

Quelle: interne Informationen, SCW

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