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Gregor Schlierenzauer: „Es steckt nach wie vor sehr viel Leidenschaft und Freude drinnen“

Foto: Konstanze Schneider

Im Jahr 2016 hat sich der Österreicher Gregor Schlierenzauer einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen und bestreitet seitdem seinen Kampf zurück an die Weltspitze.

Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor im Griff und macht ein Training mit den Teamkameraden noch nicht wieder möglich. Daher gilt es, sich die Zeit so gut wie möglich zu Hause zu vertreiben. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut. Ich halte mich an die Vorgaben, bleibe daheim und teile mir die Zeit mit meinem Bruder, der bei mir wohnt. Ich spule mein Fitnessprogramm ab, um für den weiteren Weg bestmöglich gerüstet zu sein und fülle den Alltag mit Dingen aus, die Spaß und Abwechslung bringen. Ich koche sehr gerne, lese und telefoniere viel“, erzählte uns der 30-Jährige.

Mit der Absage der letzten Wettkämpfe im Rahmen der norwegischen Raw Air – in Trondheim und Vikersund, und der Skiflugweltmeisterschaften in Planica (SLO), hat die Weltcupsaison 2019/20 ein abruptes Ende genommen. Der Österreicher schilderte: „Einerseits ist alles ziemlich schnell gegangen, andererseits hat es sich irgendwie angedeutet. Das Ausmaß und die Folgen der Krise sind mir aber erst so richtig bewusst geworden, wie ich daheim war und durch die Quarantäne isoliert war.“

Schon bei der ersten Station der Raw Air 2020, in der norwegischen Hauptstadt Oslo, haben sich die ersten Ausmaße der Corona-Krise angedeutet. Von den norwegischen Behörden wurde entschieden, alle Wettkämpfe im Rahmen des Holmenkollen Skifestes ohne Zuschauer durchzuführen. „Es hat sich unwirklich und komisch angefühlt. In gewissen Phasen blendest du das Rundherum aus, aber unterm Strich sind es die Emotionen der Fans, die Stimmung in den Arenen, die dir den Extra-Kick geben und den Sport so reizvoll machen. Die Stille und Leere auf den Rängen war fast gespenstisch“, beschreibt der ÖSV-Adler weiter.

Holmenkollen, während der Raw Air 2020 in Oslo (NOR) – Foto: Konstanze Schneider

Saisonrückblick

Für den Athlet des SV Innsbruck-Bergisel war in der vergangenen Saison auf jeden Fall ein Aufwärtstrend sichtbar, auch wenn die Einzel-Podestplatzierungen noch auf sich warten ließen. Wir haben Gregor Schlierenzauer nach seinem Fazit gefragt: „Ich habe letzten Sommer einiges umgestellt und gewusst, dass es Geduld brauchen wird. Ein erster wichtiger Schritt war die Rückkehr ins Team, ein zweiter, Konstanz in meine Leistung zu bringen und den Anschluss an die erweiterte Weltspitze zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr habe ich mich wieder ganz gut stabilisiert, es hätten aber mehr Ausreißer nach vorne dabei sein können.“ Die Saison hat er im Gesamtweltcup auf Rang 20 beendet.

Werner Schuster bleibt Berater

Seit Sommer letzten Jahres begleitet und berät der Ex-Bundestrainer der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft, Werner Schuster, der im März 2019 von dieser Stelle zurücktrat, den ÖSV-Adler. Beide haben bereits in Schlierenzauers Kinderjahren am Skigymnasium Stams zusammengearbeitet, an dem Werner Schuster zu der Zeit Trainer war. Die Reise für die beiden geht weiter.

„Ja, unser Weg ist noch nicht abgeschlossen, Werner wird mir auch weiterhin als Berater zur Seite stehen. Die Koordination mit dem Verband hat super geklappt, die Möglichkeit mit Werner auch weiterhin zusammenarbeiten zu dürfen erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Stolz“, so der Rekord-Weltcupsieger über seine Kooperation mit Schuster.

Bis zum vergangenen Freitag war noch nicht absehbar, ob und wann überhaupt ein Sommer Grand Prix in diesem Sommer stattfinden kann oder soll. Der Internationale Skiverband (FIS) hat zumindest einige wenige Wettkämpfe, beginnend Anfang August, angesetzt. „Wettkämpfe vor dem Winter sind immer fein, aber es geht auch ohne. Ich denke man sollte aufgrund der Situation offen für alles sein, wir müssen die Dinge ohnehin nehmen wie sie kommen“, so Schlierenzauer vergangene Woche.

Zwei Höhepunkte im Winter 2020/21

Die Skiflug-Weltmeisterschaften in Planica (SLO), die eigentlich für diesen März geplant waren, mussten aufgrund der Corona-Krise auf Dezember verschoben werden. Nach dem neuen Kalenderentwurf der FIS von vergangenem Freitag, soll die Skiflug-WM nun schon am Anfang der Saison stattfinden, nämlich nur nach drei Weltcupstationen. Für Schlierenzauer kein großes Hindernis: „Ich denke in Zeiten wie diesen ist Flexibilität angesagt. Solange es für alle gleich ist, sehe ich darin kein Problem.“

Ein zweiter Saisonhöhepunkt folgt im Februar/März 2021 mit den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf (GER).

„Das Ziel ist sicherlich wieder um die Stockerlplätze und Medaillen mitzuspringen, aber noch ist mein Paket nicht fertig abgestimmt. Der Weg stimmt mich positiv, aber es gilt noch an dem einen oder anderen Detail zu feilen“, so der Stubaier über seine Ziele für den kommenden Winter.

Trotz schwieriger Zeiten seit seiner Kreuzbandverletzung vor vier Jahren, hat Gregor Schlierenzauer nie daran gedacht, die Skier an den Nagel zu hängen. „Natürlich hadert man manchmal und hinterfragt sich, zumal meine Durststrecke schon einige Jahre andauert. Aber ernsthaft drüber nachgedacht habe ich nie. Dafür ist mir der Sport zu wichtig. Es steckt nach wie vor sehr viel Leidenschaft und Freude drinnen.“

Warten auf grünes Licht

Wann eine Rückkehr in den Alltag und ein Training mit den Teamkollegen in Österreich wieder möglich sein wird, bleibt vorerst offen. Das ÖSV-Team wird weiterhin das Training zum größten Teil zu Hause absolvieren und sich so gut wie möglich für die bevorstehenden Einheiten auf der Schanze vorbereiten. „Wir sind mit unseren Trainern und den Verantwortlichen im ÖSV im ständigen Austausch, arbeiten unser Programm individuell zu Hause ab und warten auf die Entscheidungen und Vorgaben die getroffen werden“, sagte uns Schlierenzauer.

Es heißt also weiter Geduld üben. Der ÖSV-Adler betonte: „Jeder möchte so rasch wie es geht in die Normalität zurück, es ist aber auch klar, dass die Rahmenbedingungen so sein müssen, dass die Gesundheit nicht gefährdet ist.“

Diese Worte möchte Gregor Schlierenzauer in dieser schwierigen Zeit an seine Fans richten: „Bleibt gesund und positiv, haltet Abstand und seid trotzdem füreinander da!“

Quelle: interne Informationen

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